Pressemitteilung vom 21. Juni 2023
Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF)
Felchenbestand im Bodensee eingebrochen: IBKF beschliesst Massnahmepaket
Die 64 Berufsfischerinnen und -fischer am Bodensee haben 2022 nur noch 21 Tonnen Felchen gefangen. Das ist ein Einbruch um über 80 % im Vergleich zum Vorjahr. An ihrer Jahreskonferenz am 21. Juni 2023 hat die IBKF deshalb ein Massnahmenpaket beschlossen, um die Felchen zu schonen und eine nachhaltige Fischerei zu erhalten.
Die Felchenfänge lagen 2022 89 % unter dem Mittel der letzten 10 Jahre. Die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) stuft die Situation der Felchen im Bodensee als besorgniserregend ein. Neben den Erträgen der Fischerei zeigen auch andere Indikatoren, dass im Bodensee immer weniger Felchen vorhanden sind. Insbesondere fehlen junge nachwachsende Felchen und es mangelt ihnen an Nahrung. Ursachen für diesen aktuellen, starken Rückgang sind die Ausbreitung der invasiven gebietsfremden Arten Stichling und Quagga Muschel sowie die Auswirkungen des Klimawandels. Die Bodenseefischerei ist stark betroffen vom Rückgang der Felchenbestände. Deshalb gewinnt die Befischung anderer Fischarten, wie zum Beispiel Rotauge und Barsch, an Bedeutung. Insgesamt leidet der Fischbestand auch unter der zunehmenden Kormoranpopulation.
Die IBKF hat in den letzten Monaten in mehreren Sitzungen unter Einbezug der Fischerinnen und Fischer verschiedene Massnahmen geprüft. Um die Felchenbestände zu stützen, hat die IBKF an ihrer Jahreskonferenz am 21. Juni 2023 ein ausgewogenes Massnahmenpaket beschlossen. Es umfasst:
- die fischereiliche Schonung der Felchen durch Berufs- und Angelfischerei
- Anpassungen im Felchenbesatz (dem Aussetzen von jungen Felchen aus Brutanstalten)
- die Überprüfung von Nutzungs- und Eindämmungsmöglichkeiten der invasiven gebietsfremden Stichlinge
Das Massnahmenpaket soll Chancen in einer zweifellos herausfordernden Situation eröffnen. Es wird laufend auf seine Wirkung überprüft.
Zudem bekräftigt die IBKF, dass zusätzlich ein internationales Kormoranmanagement am Bodensee zur Schonung der Fischbestände notwendig ist.
Neu gilt ab dem 1. Januar 2024 eine dreijährige Schonung für Felchen. Die Berufs- und Angelfischerei im Bodensee wird entsprechend angepasst, so dass möglichst wenig Felchen gefangen werden. Deshalb wird der Einsatz von typischen Felchenfanggeräten (Netze und Angelhaken) eingeschränkt. Gleichzeitig sollen die Berufsfischerinnen und -fischer aber die in den letzten Jahren zunehmend wichtiger gewordenen Wirtschaftsfischarten Rotaugen, Barsche/Egli, Hechte und Welse verstärkt fangen können. Dafür werden zusätzliche Netztypen erlaubt. So können die Fischer weiterhin frischen Fisch aus dem Bodensee anbieten.
Beim Felchenbesatz hat die IBKF folgende Anpassungen beschlossen: Im nächsten Frühling werden grössere junge Fische ausgesetzt als bisher, damit sie optimale Startbedingungen im See haben. Deshalb werden alle Anstrengungen unternommen, um genügend Laich zu gewinnen, der in den Brutanstalten aufgezogen werden kann.
Schliesslich soll in Pilotprojekten unter Einbezug der Berufsfischerei erprobt werden, wie der hohe Stichlingsbestand im Bodensee abgefischt und verwertet werden kann.
Weitere Beschlüsse der IBKF: Regelmässige Untersuchung der Fischgemeinschaft des Bodensees
Die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) hat an ihrer Jahrestagung am 21. Juni 2023 des Weiteren beschlossen, ergänzend zur jährlichen Fischdatenerhebung der Anrainerstaaten zusammen mit der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) in regelmässigen Abständen die Fischartenzusammensetzung des Bodensees zu untersuchen. Die ersten solchen standardisierten Erhebungen fanden im Rahmen von Forschungsprojekten 2014 und 2019 statt. In gleicher Form sollen solche Erhebungen nun regelmässig durchgeführt werden, die nächste im Jahr 2024. Damit können Veränderungen der Fischgemeinschaft des Bodensees erfasst werden. Dies ist wegen des raschen Wandels des Seeökosystems durch Klimawandel und invasive gebietsfremde Arten besonders wichtig.
Pressemitteilung vom 19. Dezember 2022
Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF)
Laichfischfang auf Felchen im Bodensee-Obersee fällt 2022 aus
Der Laichfischfang auf Felchen im Bodensee-Obersee wird dieses Jahr abgesagt. Dies haben die Sachverständigen der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) zusammen mit den Staatlichen und Kantonalen Fischereiaufsehern entschieden. Die Vertreterinnen und Vertreter der Berufsfischerei unterstützten den Beschluss. Grund für die Absage ist die sehr geringe Zahl laichreifer Felchen in den Versuchsfängen rund um den See.
Die Fischereiverwaltungen der Anrainerstaaten führten dieses Jahr ab Ende November rund um den See Versuchsfänge durch. Die Ergebnisse zeigten, dass sich nur sehr wenige Felchen an den Laichplätzen einfanden. Aufgrund der geringen Fangzahlen haben daher die Sachverständigen der IBKF den diesjährigen Laichfischfang (siehe Kasten) abgesagt. Dies zeichnete sich ab, da die Fischerinnen und Fischer schon seit dem Sommer kaum noch Felchen fingen. 2018 war der Laichfischfang erstmals seit 1964 ausgefallen.
Der Bodensee ist bereits seit längerem großen Veränderungen unterworfen. Während bis in die späten 1980´ger Jahre der Nährstoffgehalt sehr hoch war, ist er heute wieder im Bereich der ersten Hälfte des vorherigen Jahrhunderts. Dazu beigetragen hat unter anderem der Ausbau der Kläranlagen. Der tiefere Nährstoffgehalt, die zunehmende Menge an nicht-heimischen Muscheln und seit 2013 große Mengen an Stichlingen beschränken das Futterangebot der Felchen, außerdem fressen Stichlinge die Eier und Larven der Felchen. Auch die große Kormoranpopulation wirkt sich aus. Zusätzlich erwärmt sich wegen des Klimawandels das Bodenseewasser immer stärker. Dadurch verkleinert sich der Lebensraum der Felchen, die eher kühleres Wasser bevorzugen. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass seit einigen Jahren die Anzahl gefangener Felchen sinkt. Die IBKF berät, wie diese Herausforderungen bewältigt werden können.
Obwohl der Laichfischfang 2022 ausfällt, können Verbraucherinnen und Verbraucher trotzdem auch dieses Jahr auf eine kleine Menge an Bodenseefischen hoffen: Die Fischerinnen und Fischer dürfen in der Woche vor Weihnachten, im Rahmen der traditionellen Weihnachtsfischerei, noch einmal im begrenzten Umfang Netze setzen. Barsche, Rotaugen und wenige Felchen sind daher mit Sicherheit zu beziehen.
_______________________________________________________________________________________________________________________________________________ Arbeitsgruppe der IBKF organisiert jedes Jahr Versuchsfänge
Eine ständige Arbeitsgruppe der IBKF organisiert die Versuchsfänge vor der Laichzeit der Felchen und bewertet die Ergebnisse. Die Arbeitsgruppe gibt den Laichfischfang frei, wenn ausreichend laichreife Fische in den Probenetzen gefangen werden. Dann fangen die Berufsfischerinnen und -fischer die Fische und gewinnen den Laich. Dieser wird in den Brutanstalten rund um den See erbrütet. Die Jungfische werden Ende März / Anfang April als fressfähige Brut in den See entlassen. Diese Maßnahme soll dazu beitragen, dass sich die jährlichen Erträge stabilisieren. ________________________________________________________________________________________________________________________________________________